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Komponieren als Ariadnefaden. In der Sommerarbeitsphase 2012 widmet sich die Junge Deutsche Philharmonie vier Kompositionen, die einen jeweils anderen Aspekt des Verfehlens und Wiederfindens der Orientierung oder eines Ausweges thematisieren.
Jean Sibelius’ einziges Instrumentalkonzert Konzert für Violine und Orchester op. 47 ist heute aus dem Musikleben nicht mehr wegzudenken. Am Anfang jedoch stand der Misserfolg, das Konzert fiel bei der Kritik durch. In der Überarbeitung wichen die romantischen Gesten einer klaren Linienführung, die dem Personalstil des progressiven Sinfonikers Sibelius eher entsprach. Die Kritiker erkannten schließlich den Reiz dieser klaren und virtuosen Komposition.  
„Man schreibt ein Stück und spürt instinktiv, dass man mit einem Thema noch nicht fertig ist. Und steigt wieder in den Ring, weiß wieder nichts, beginnt wieder bei null, begibt sich auf labyrinthisch verschlungene Pfade“, beschreibt Jörg Widmann seine Art zu arbeiten. Bei seinem Werk Zweites Labyrinth nimmt er den Zuhörer mit auf diese Reise. Man sucht vergebens nach dem Ariadnefaden, dieser reißt nach wenigen Sekunden und verbirgt sich über weite Strecken, wodurch der Hörer in immer tiefere, klangliche Irrgänge gerät.
Peter Tschaikowskis Vierte Sinfonie gewährt tiefe Einblicke in die Gedanken- und Seelenwelt des Komponisten, fiel die Komposition in eine Zeit, in der er mit massiven Problemen konfrontiert war. Zu erheblichen finanziellen Schwierigkeiten kam die Angst, dass seine Homosexualität publik werden könnte. Die Keimzelle des Werkes ist das Fanfarenmotiv der Einleitung, es steht für das unumgängliche Schicksal. Dem zweiten Satz liegt ein Bild der Einsamkeit zugrunde, der dritte Satz präsentiert mit seinen launigen Arabesken und flüchtigen Szenen kein spezifisches Gefühlt, dafür wendet sich das Finale wieder einer fatalistischen Seelenschau zu.
Im 19. Jahrhundert war die Entwicklung des musikalischen Nationalstils nahezu zum Erliegen gekommen. Mit Karol Szymanowski fand sich um die Jahrhundertwende eine Komponistenpersönlichkeit, die den polnischen Nationalstil erneut belebte und ihn aus dem Zustand des Niedergangs an die Schwelle der Moderne führte. Das Auffallende an der Konzert-Ouvertüre E-Dur op. 12 ist ihre Klangsprache, die sehr deutlich vom sinfonischen Vokabular der deutschen Spätromantik geprägt ist.

DIRIGENT
Thomas Søndergård

SOLISTIN
Veronika Eberle / Violine

PROGRAMM
Karol Szymanowski (1882–1937): Konzert-Ouvertüre E-Dur, op.121
Jean Sibelius (1865–1957): Konzert für Violine und Orchester d-Moll, op. 47
Jörg Widmann (*1973): Zweites Labyrinth2
Peter Iljitsch Tschaikowski (1840 – 1893): Symphonie Nr. 4  f-Moll, op. 36                                                                                                                                                                                                                                                           

KONZERTE:
FR 14.09.2012 / 20.00 Warschau, Filharmonia Narodowa1
SO 16.09.2012 / 19.00 Frankfurt, Alte Oper2
MO 17.09.2012 / 20.00 Düsseldorf, Tonhalle1
MI 19.09.2012 / 20.00 Antwerpen, De Singel2

 


 

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